#jointhepfandbrief: Interview mit Felix Rüger

Felix Rüger Spezialist digitales Lernen, Oldenburgische Landesbank AG

Wie nehmen Sie die derzeitigen dynamischen Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt wahr und hat dies Auswirkungen auf den Recruiting-Prozess?

Unsere Bank hat in der Vergangenheit Personal abgebaut, dieser Trend hat sich grundlegend umgekehrt, sodass wir jetzt erst so richtig feststellen, wie schwierig es ist, neue Mitarbeitende zu gewinnen. Der Arbeitsmarkt, besonders im Bankensektor, ist anspruchsvoll, und in unserer Region, Oldenburg, gibt es nur eine begrenzte Anzahl an Fachkräften.

Früher galt eine Bankausbildung als sicher und solide, aber heute gibt es für Schüler und Absolventen vielfältige Optionen auf dem Arbeitsmarkt. Wir haben jedoch den Vorteil, dass wir nicht mehr lokal begrenzt sind, sondern auch Standorte in großen Städten wie Frankfurt, Berlin und München haben. Das erleichtert uns nicht nur die Suche nach qualifizierten Mitarbeitern, sondern fördert auch die interne Weiterentwicklung und Mitarbeiterbindung.

Wir bemühen uns, den Bewerbungsprozess effizient zu gestalten und legen Wert auf persönliche Gespräche, um die richtigen Kandidaten auszuwählen. Dabei verlassen wir uns stark auf den so gewonnenen persönlichen Eindruck, welcher sich oft als richtig erweist.

Welche Mittel und Möglichkeiten nutzen Sie zum Recruiting? Welche Plattform funktioniert für Sie am besten und warum?

Wir setzen verstärkt auf interne Nachwuchsförderung, besonders durch dual Studierende und Auszubildende, deren Karrierewege sich deutlich beschleunigt haben. Zusätzlich nutzen wir vereinzelt Headhunter für externe Stellenbesetzungen. Unsere Recruiting-Strategie beinhaltet Social-Media-Postings und eine Mitarbeitende-werben-Mitarbeitende-Kampagne, auch um positives Feedback über unser Unternehmen zu verbreiten. Aktiv nutzen wir LinkedIn für direkte Ansprachen und Reichweite. Stellenanzeigen werden auf unserer Karriereseite und über unser Bewerbermanagement-Tool veröffentlicht, was auch Google Jobs füttert. Besonders erfolgreich ist unsere Kooperation mit Azubiyo.

Welche Maßnahmen setzen Sie um, um den Nachwuchs für Ihre Vakanzen zu begeistern?

Wir legen großen Wert auf schnelle Karriereperspektiven, sowohl für duale Studenten als auch für Auszubildende. Früher dauerte es lange, um in höhere Positionen aufzusteigen, aber jetzt bieten wir unseren Auszubildenden direkt nach ihrer Ausbildung und Prüfung Chancen z.B. direkt Positionen im Trasury oder im Bereich der Spezialfinanzierungen an. Während der Ausbildung unterstützen wir bei den Fahrtkosten und übernehmen Hotelübernachtungen für die Seminare und die Berufsschule. Zudem ermöglichen wir ihnen frühe Einblicke in unsere Zentralabteilungen.

Unsere Flexibilität erstreckt sich auch auf berufsbegleitende Studiengänge, die wir finanziell unterstützen, um die besten Talente frühzeitig an uns zu binden. Obwohl die Bank regulär eine gute Vergütung bietet, stellen wir fest, dass andere Branchen deutlich nachgezogen haben, weshalb dieser Vorteil für uns wegfällt. Daher überprüfen wir unsere Zusatzleistungen und haben Diskussionen im Unternehmen angestoßen, um Arbeitsbedingungen zu verbessern und verschiedene Bedürfnisse zu berücksichtigen.

Wir bieten Möglichkeiten wie Homeoffice und flexible Arbeitszeiten an, obwohl Mitarbeitende diese Vorteile manchmal schnell als selbstverständlich erachten. Trotz hoher Ansprüche der Auszubildenden an den Ausbildungsbetrieb fehlt es ihrerseits jedoch zunehmender an Eigeninitiative.

Was denken Sie, wie wird sich der Arbeitsmarkt, insbesondere bezüglich der Themen Homeoffice und Mobiles Arbeiten, in den nächsten Jahren entwickeln?

Wie bereits erwähnt, sind Homeoffice und mobiles Arbeiten bei uns möglich. Während der Pandemie waren sowieso fast alle im Homeoffice und wir hatten schnell eine virtuelle Infrastruktur, die es uns ermöglicht, genauso effektiv zu Hause wie im Büro zu arbeiten.

Es gibt individuelle Absprachen zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden bezüglich der Anwesenheit im Büro. Mindestens ein Tag pro Woche ist vorgesehen, ergo maximal 80% Homeoffice sind erlaubt. Wir haben einige Gebäude verkauft, da sie nicht mehr benötigt werden, welches auch die langfristige Etablierung des Homeoffice unterstreicht. Unser Ziel für die Zukunft ist es, moderne, teamorientierte Arbeitsräume zu schaffen, in denen die Interaktion zwischen den Mitarbeitern erleichtert wird. Wir arbeiten an neuen Konzepten und bauen unsere Räumlichkeiten entsprechend um, damit die Menschen von sich aus wieder gerne ins Büro kommen und dies als Mehrwert empfinden.